Im Jahre 1802 reiste der Schriftsteller Johann Gottfried Seume zu Fuß von Sachsen in den Süden Siziliens und veröffentlichte ein Jahr später den Reisebericht, der sein Unterfangen berühmt machte: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Seine besondere Art zu reisen ermöglichte Seume, auch das elendste und problematischste Italien zu erleben und aus einer stark politisierten Perspektive ‚von unten‘ zu schildern. Eben aufgrund solcher Inhalte und Darstellungsstrategien wurde Seumes Reisebericht mehrmals J. W. Goethes Italienische Reise gegenübergestellt. In Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802, einem Werk, das sich an vielen Stellen mit ‚minderwertigen‘ Realitäten und Marginalität auseinandersetzt, ist es gerade der Untergrund, der relevante Merkmale des Textes und der Darstellung des Fremden erschließt. Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Artikels, der Seumes Reisebericht sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene analysiert. Was die Sprache betrifft, verleiht die unterirdische Welt dank der Verweise u. a. auf Löcher, Kloaken oder Troglodyten der Schilderung Italiens und den politischen Inhalten des Textes Lebendigkeit und Nachdruck. Thematisch bieten Seumes Erlebnisse in Höhlen, Katakomben, Steinbrüchen und Calderen auch interessante Einblicke in das Verhältnis des Autors zur geliebten klassischen Vergangenheit, zur Tradition der Bildungsreise und zur unruhigen Gegenwart; sie verdeutlichen außerdem die Ironie, den kritischen Ansatz und die Subjektivität, die einen Reisebericht kennzeichnen, der „kein [...] vollständiges Bild, sondern ein ehrlicher Beitrag zur Gestaltung [... einer] Epoche“ ist, dargeboten von „einem wahrhaftigen, offenen, freimütigen [… und] unabhängigen Mann“ (Seume, 1803, S. 164)
Höhlen, Katakomben, Steinbrüche und Vulkane. Italien ‚von unten‘ gesehen auf dem ‚Spaziergang‘ von Dresden nach Syrakus von J. G. Seume
Elena Giovannini
2022-01-01
Abstract
Im Jahre 1802 reiste der Schriftsteller Johann Gottfried Seume zu Fuß von Sachsen in den Süden Siziliens und veröffentlichte ein Jahr später den Reisebericht, der sein Unterfangen berühmt machte: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Seine besondere Art zu reisen ermöglichte Seume, auch das elendste und problematischste Italien zu erleben und aus einer stark politisierten Perspektive ‚von unten‘ zu schildern. Eben aufgrund solcher Inhalte und Darstellungsstrategien wurde Seumes Reisebericht mehrmals J. W. Goethes Italienische Reise gegenübergestellt. In Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802, einem Werk, das sich an vielen Stellen mit ‚minderwertigen‘ Realitäten und Marginalität auseinandersetzt, ist es gerade der Untergrund, der relevante Merkmale des Textes und der Darstellung des Fremden erschließt. Diese Aspekte stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Artikels, der Seumes Reisebericht sowohl auf sprachlicher als auch auf inhaltlicher Ebene analysiert. Was die Sprache betrifft, verleiht die unterirdische Welt dank der Verweise u. a. auf Löcher, Kloaken oder Troglodyten der Schilderung Italiens und den politischen Inhalten des Textes Lebendigkeit und Nachdruck. Thematisch bieten Seumes Erlebnisse in Höhlen, Katakomben, Steinbrüchen und Calderen auch interessante Einblicke in das Verhältnis des Autors zur geliebten klassischen Vergangenheit, zur Tradition der Bildungsreise und zur unruhigen Gegenwart; sie verdeutlichen außerdem die Ironie, den kritischen Ansatz und die Subjektivität, die einen Reisebericht kennzeichnen, der „kein [...] vollständiges Bild, sondern ein ehrlicher Beitrag zur Gestaltung [... einer] Epoche“ ist, dargeboten von „einem wahrhaftigen, offenen, freimütigen [… und] unabhängigen Mann“ (Seume, 1803, S. 164)File | Dimensione | Formato | |
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